Guttenberg als Kämpfer für ein freies Internet?

Gestern war es das Top-Thema in der hiesigen Medienlandschaft: Guttenbergs Comeback als Berater der EU-Kommission. Die niederländische EU-Kommissarin Neelie Kroes stellt unseren ehemaligen Verteidigungsminister als Berater ein. Guttenberg selbst stellte in der Pressekonferenz klar, dass dies kein politisches Comeback sei und dass er (vorerst) nicht nach Deutschland zurückkehren werde. So ganz glauben möchte man das dem Freiherrn allerdings nicht. Zu genau geplant scheint seine ganze PR-Kampagne, die mit der Verkündung zur Einstellung des Verfahrens gegen Guttenberg startete und scheinbar in der Veröffentlichung des Interview-Buches gipfelte. Nun setzt er dem ganzen noch die Krone auf, indem er als Berater für eine Sache engagieren wird, die ihm letztendlich einen ordentlichen Karriereknick beschert hat – die Meinungsfreiheit im Internet.

Entsprechend kritische Kommentare sind derzeit zu lesen. So äußern sich auch Christian Stöcker und Florian Güßgen im Kommentar auf Spiegel.de bzw. Stern.de zur neuen Stelle Guttenbergs und treffen ins Schwarze. Vor allem in Bezug auf die bisher von Guttenberg vertretenen Standpunkte, z.B. zur Internetzensur (Sperrung von Kinderpornografie) oder eben seinem Handeln in der Plagiatsaffäre – wo er immer noch versucht, das Bild aufrecht zu erhalten, er habe nicht absichtlich kopiert, getäuscht und betrogen – muss man schließlich festhalten, dass Guttenberg und sein neuer Posten irgendwie nicht so richtig zusammenpassen. Einen weiteren, gelungenen Kommentar gab es von Markus Beckedahl (netzpolitik.org) im Morgenmagazin des ZDF. Video und Diskussion dazu finden sich in seinem Blog.

Irgendwie Ironie des Schicksals, aber da muss Guttenberg jetzt natürlich durch: Er erntet Guttenberg nun einiges an Spott. Vor allem auf Twitter wurden einige kreative Besetzungen gefunden, die der Guttenbergs qualitativ gerecht werden dürften. So wird zum Beispiel vom User „myko“ vorgeschlagen:

„Adolf Sauerland (CDU) als Sicherheitsbeauftragter für Großveranstaltungen.“

Unter dem Hashtag guttebesetzung finden sich zahlreiche andere Besetzungen, die von sehr amüsant bis schon fast ins Geschmacklose gehen. Auf jeden Fall dürfte man bei der Lektüre desöfteren Schmunzeln, wenn nicht gar laut lachen.

Auch der Focus hat einige Sachen zusammengetragen, die gelungene Satire sind.

Ernst ist die Angelegenheit natürlich trotzdem – leider. Nachvollziehbar ist die Einbindung Guttenbergs als Berater zu diesem Thema keinesfalls, sondern skandalös! Man muss natürlich mal abwarten, wie sich das entwickelt, aber Guttenbergs Glaubwürdigkeit erhöht das Ganze auch nicht. Einmal ist er für eine Internetsperre und plötzlich soll er als Berater fungieren, um die Freiheit des Internets sicherzustellen? Da braucht Guttenberg sich überhaupt nicht wundern, wenn ihm vorgeworfen wird, er sei ein eiskalter Opportunist.

Mal schauen, wie es mit Guttenberg weitergeht. Nach den letzten Ereignissen kann man sich ja nicht sicher sein, ob wir tatsächlich schon am Gipfel angelangt sind.

UPDATE (14.12.2011):
Frau Neelie Kroes hat auf ihrem Blog mittlerweile ebenfalls Stellung zur aktuellen Diskussion bezogen. Sie schließt ihren Eintrag mit:

„Beurteilen Sie Karl-Theodor aufgrund der Beratung die er liefert – beurteilen Sie mich und machen Sie mich verantwortlich für die Entscheidungen, die ich in Anbetracht seines Rates treffe.“

Grundsätzlich hat sie damit ja Recht, man sollte nicht pauschal vorverurteilen. Aber hat Guttenberg hier wirklich eine faire Chance verdient? Klar ist, dass verschiedene Perspektiven und Erfahrungen das Fundament einer guten Entscheidung bilden und man kann es nur gutt heißen, wenn mehrere Personen zur Bildung einer Meinung beitragen können. Dennoch sollten EU-Berater Experten auf ihrem Gebiet sein und bei Guttenberg und der Freiheit des Internets ist genau das wirklich schwer nicht vorstellbar.

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