Durch die mit seiner ersten Dissertation ausgelöste Affäre „Guttengate“ hat Karl-Theodor zu Guttenberg bekanntlich einen großen Anteil an unserem Namen. Einige Zeit war es relativ ruhig – nun gut, einige Aufreger gab es zwischenzeitlich. Da war natürlich die Beraterrolle, die Vermutungen hinsichtlich eines Comebacks in der Politik und kürzlich erst Verstrickungen in den Fall Wirecard mit Guttenbergs Beratungsfirma. Nun ging relativ überraschend durch die Presse, dass Guttenberg erneut promoviert wurde – und zwar anhand einer bereits im Jahr 2018 eingereichten Dissertation. Veröffentlicht unter seinem Namen Karl Buhl-Freiherr v.u.z. Guttenberg.
Wer neugierig ist, kann das Dokument mit dem kurzen und prägnanten Titel „Agents, Bills, and Correspondents through the Ages: An Analytical Reconsideration of the Nature, Scope, and Significance of Correspondent Banking and its Application in Historical Precedence and Selected Case Studies“ übrigens frei herunterladen: Download Dissertation Guttenberg auf der Webseite der University Southampton. Wir haben uns noch nicht in die Lektüre gestürzt und können es inhatlich nicht bewerten.
Es ist dennoch interessant zu beobachten, welch unterschiedliche Aspekte die verschiedenen Medien genauer anschauen. So schreibt beispielsweise der Tagesspiegel vor allem über den „Deutscher Professor im Zwielicht“ und verweist auf Details „einer bizarren Geschichte“.
Die FAZ hingegen geht besonders auf die Vorteile der Dissertation an der Universität Southampton ein:
Die titelvergebende „University of Southampton“ hat einen guten Ruf in Großbritannien. Sie hat aber auch andere Vorteile. „Dort darf man auch mit einem knappen ‚befriedigend‘ in der Ersten Juristischen Staatsprüfung promovieren, hat offenbar keine Residenzpflicht und ist trotzdem in der Russell Group, den forschungsstärksten rund zwanzig britischen Universitäten“, berichtet Gerhard Dannemann, Professor für englisches Recht an der Berliner Humboldt-Universität.
FAZ, 13.8.2020, Link
Das klingt doch gar nicht schlecht und erklärt vielleicht die Wahl dieser Uni für die erneute Promovierung.
Guttenberg musste mit sehr genauer Prüfung seiner Dissertation rechnen
Dass spätestens nach den Meldungen in der Presse zum erneuten Doktortitel eine oder sogar mehrere Prüfungen seiner Doktorarbeit eingeleitet weden würden, war Guttenberg definitiv bewusst. Es wäre also wirklich überraschend, wenn auch hier problematische Stellen gefunden würden. Denselben Fehler zwei Mal zu begehen – nein, das trauen wir ihm trotz aller Tollpatschigkeit während der Guttengate Affäre trotzdem nicht zu.
Wir bleiben gespannt und berichten.