Bernd Althusmann auch ein Plagiator?

Recherchen und damit zusammenhängende Veröffentlichungen der ZEIT haben zur Folge, dass Bernd Althusmann, Kultusminister des Bundeslandes Niedersachsen, unter Plagiatsverdacht steht. Die Zeit veröffentlichte eine ausführliche Analyse der Dissertation von Althusmann, die hier heruntergeladen werden kann.

Ist Doktorarbeit Althusmanns ein Plagiat?

Den Fall Althusmann muss man trotzdem von den zuletzt wirkungsvoll bekannt gewordenen Fällen, wie z.B. Guttenberg und Koch-Mehrin, unterscheiden. Wenn man die Analyse samt Belegstellen, Beispielen und Ergebnissen genauer anschaut, bemerkt man recht schnell, dass es sich bei den fraglichen Textstellen im Fall Althusmann nicht um eins zu eins übernommene Textstellen handelt und auch nicht um möglichst gut getarnte Übernahmen von ganzen Textpassagen. Auch die ZEIT selbst stellt das in ihrem Artikel klar:

„Bernd Althusmann ist kein zu Guttenberg. Seine Promotion ist frei von dreisten Übernahmen. An keiner Stelle seiner Dissertation schreibt der Doktorand – nach bisherigen Recherchen – aus anderen Werken wortwörtlich größere Passagen einfach ab.“

Trotz der vielen beanstandeten Textstellen besteht beim Lesen des Artikels zeitweise der Eindruck, dass auch die ZEIT sich nicht ganz festlegen möchte, ob es sich nun um ein Plagiat handelt oder ob Althusmann des korrekten wissenschaftlichen Arbeitens schlichtweg nicht mächtig war.

Spätestens auf der zweiten Seite des Artikels wird dann aber mit Beispielen belegt, wieso Althusmanns Vorgehensweise zur Kenntlichmachung fremden geistigen Eigentums mit den Regeln wissenschaftlichen Arbeitens nicht vereinbar ist.

Die letztendliche Prüfung und die Entscheidung im Fall Althusmann muss natürlich durch die Universität Potsdam erfolgen.  Einige interessante Hintergrundinformationen zur Dissertation Althusmanns finden sich in einem weiteren Artikel der ZEIT.

Nicht nur Guttenplag und Vroniplag können Plagiate finden

Besondere Beachtung sollte man der Tatsache schenken, dass dieser Plagiatsfall bisher wohl komplett ohne die Beteiligung des Vroniplags oder einer anderen Plagiatefindungsplattform (oder wie auch immer man das nennen möchte) ablief. Ist das eine Ausnahme, ein Einzelfall oder eher der Startschuss, der viele andere ermutigt, ebenfalls Plagiate zu suchen und verifizierte Plagiate zu veröffentlichen?

Aus Sicht der diversen Plagiats-Wikis (nein, guttengate.de engagiert sich dort nicht) ist es natürlich zu begrüßen. Nun sind sie nicht die einzigen, die in der Schusslinie stehen. Die Vorwürfe, die sich diese Plattformen zuletzt anhören mussten, werden dadurch geschwächt und sind in Bezug auf die Veröffentlichungen der ZEIT größtenteils nicht haltbar.

5 Gedanken zu „Bernd Althusmann auch ein Plagiator?“

  1. Sehr richtig, Ihr Fazit! Andererseits waren die typischen Vorwürfe an Plagiatswikis immer schon an den Haaren herbeigezogen. Das Guttenberg-Plagiat hat ein angesehener Jura-Professor in einer Fachzeitschrift entlarvt. Guttenplag hat diese Arbeit nur systematisch fortgeführt, so dass man heute weiß, dass Guttenberg 95 % seiner Dissertation nicht selbst geschrieben hat. (Ob er auch nur 1 % wirklich selbst geschrieben hat, weiß man hingegen noch nicht.)
    Ich weiß leider nicht mehr, wo ich es gelesen habe, aber es dürfte heute gewesen sein: Eine (inzwischen eingegangene? rechtswissenschaftliche?) Zeitschrift hat jahrelang immer wieder Plagiatsverdachte publiziert (vermutlich ungefähr im Stil von Fischer-Lescano). Daraufhin sei aber wenig passiert. Vielleicht brauchte es einen 95-%-Verteidigungsminister und ein Internet, das solche Vorwürfe einer breiten Öffentlichkeit (jederzeit) zugänglich macht, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und die Unis zum Handeln zu zwingen.

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